Draußen sein (Love how you can pee on anything) #7.2

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Der Aktive hat den Orgasmus bitter nötig. Denn allein im Orgasmus erfährt er die Gnade, den versöhnenden Tod, der ihm schließlich körperlich-sozial Zusammensinken gestattet. Er ist rechtschaffen erschöpft. Mit dem empfindsamen Witz einer hysterisch-patriarchalen Kultur hat die griechische Mythologie diesen Zustand sofort als verhängnisvolle Schwäche identifiziert: der mächtigste Gott pennt nach dem Kommen.

Die Unverschämtheit des Passiven besteht darin, die Gelassenheit, die der Aktive nur als Versprechen kennt, als utopische Erlöstheit, welche heftigste Anspannung in die Zeit des Arbeitens am Orgasmus gleichsam hinreinreißen muss, halt so währenddessen im Daliegen und Es-besorgt-Kriegen zu finden. Der Aktive arbeitet. Der Passive lässt sich bearbeiten, lässt sich auch wohl zur Kooperation herbei, sofern man ihn ein bisschen zwingt. Der Aktive blättert im Katalog von Stellungen und Techniken, wissend unwirsch, wie ein Handwerker, der auf eine Komplikation stößt, seinen Werkzeugkasten durchwühlt. Die Positionierungen der Körper, die Bewegungen, die Aufmerksamkeitsfokussierungen sind ihm allesamt Mittel zur Lösung des Problems Transgression. Der Passive hingegen nimmt im Sex die Beschäftigung wahr. Sein Begehren (der Anteil des Begehrens, dem seine Passivität Form gibt) geht darauf, sich körperlich in der Zeit der Beschäftigung zu erstrecken. Was immer seine sexuelle Identität sein mag – seine performative Identität im Sexleben ist die eines Haustiers.

#7.3

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