Eine Welt ohne Weichspüler

Zu dem wenigen Positiven, was in den letzten Monaten an Nachrichten die Gesellschaft betreffend bei mir hängengeblieben ist, gehört, dass es den Firmen nicht mehr gelingt, jüngere Menschen zum Kauf von Weichspüler zu bewegen.

Sie scheinen einfach nicht zu verstehen, wozu man das Zeug brauchen könnte, obgleich der Name es ja in aller suggestiven Eindringlichkeit sagt. Ihr Unverständnis ist also kein kognitives Problem, sondern Indiz einer existenziellen, körperlich-sozialen Veränderung.

Das ist derzeit die einzige für mich plausible Weise, wie etwas Schlechtes weggeht: Auf einmal sind da Leute nachgewachsen, deren Weltwahrnehmung springt auf Reize, die Generationen vorher zuverlässig konditioniert hatten, nicht mehr an.

Offenbar kommt den Angehörigen derselben Altersgruppe auch ein unbezahltes Praktikum so absurd vor, dass sich selbst bei großen Theatern und Festivals, wo früher die Freiwilligen Schlange standen, nun weniger Leute bewerben, als der Betrieb gewohnheitsmäßig einplant, und die Geschäftsführungen wohl oder übel Geld umschichten, um die Arbeit zu vergüten.

Und es wäre immerhin denkbar, dass zukünftige Exemplare der Spezies auf Labels wie „hetero“ und „homo“ oder gar „männlich“ und „weiblich“ ähnlich gleichgültig reagieren und achtlos am Regal vorbeigehen, weil ihnen eine Vorstellung davon fehlt, wozu die Etiketten gut sein sollen.

Natürlich überlegen die Unternehmen sofort, wie sie ihren elenden Weichspüler trotzdem verkauft kriegen, und integrieren ihn jetzt ins Waschmittel wie die Pflegespülung ins Shampoo.

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